Die Erotik-Community „Joyclub“ wollte wissen, wie bisexuelle Menschen im Hinblick auf Sex und Beziehung so ticken. Dafür wurden 731 Mitglieder befragt, die im Profil angaben, bisexuell zu sein. Wir haben die erstaunlichen Ergebnisse.
Bi-Männer fühlen sich zu verschiedenen Geschlechtern sexuell hingezogen
Für viele Bi-Befragte ist es wichtig, sexuelle und romantische Anziehung auseinanderzuhalten. Nur ein Viertel der Mitglieder gab an, sowohl bisexuell als auch biromantisch zu sein, sich also sowohl eine Beziehung als auch Sex mit dem gleichen Geschlecht vorstellen zu können. Dabei waren es laut Umfrage mehr Frauen (28,3 %) als Männer (25,1 %). Die Mehrheit der Befragten fühlt sich für eine Liebesbeziehung von nur einem Geschlecht angezogen (heteroromantisch).
Ein männliches Joyclub-Mitglied, das bisexuell, aber heteroromantisch ist, erklärt den Unterschied: „Eine Beziehung zum gleichen Geschlecht ist für mich möglich, aber eher als Freundschaft Plus. Eine romantische, also eine Liebesbeziehung, kann ich mir nur mit einem anderen Geschlecht vorstellen. Allerdings gibt es für mich beim Sex keine Unterschiede, Zärtlichkeiten und Küssen gehören immer dazu.“
Besonders interessant ist, dass sich in Sachen Sexualität vor allem Bi-Männer als besonders Geschlechter-offen zeigen. Neben Frauen und dem eigenen Geschlecht fühlen sich 50,8 % von trans* Frauen, 30,8 % von trans* Männern und 29,6 % von nicht-binären Personen angezogen. Bi-Frauen sind stärker zweigeschlechtlich orientiert, sie präferieren eher das männliche und weibliche Geschlecht.
Angst vor Vorurteilen: Bisexuelles Coming Out für viele immer noch schwierig
Jedes zweite befragte Mitglied berichtet von durchwachsenen Reaktionen auf das eigene Coming Out. Viele bisexuelle und biromantische Menschen sehen sich mit Vorurteilen konfrontiert.
Frauen hätten es leichter als Männer, bei denen die Reaktionen negativer ausfallen würden. Daher sind Bi-Männer, was die Kommunikation betrifft, auch zurückhaltender. Nur 9,3 % gehen offen mit ihrer Sexualität um, wohingegen es bei den befragten Bi-Frauen immerhin 29,7 % sind. Laut Joyclub-Datenbank trauen sich Männer erst mit zunehmendem Alter, offen über ihre bisexuellen Bedürfnisse zu sprechen.
Bi-Aktivistin Nadine Primo liefert dafür eine mögliche Erklärung: „Denn auch Männer stehen unter gesellschaftlichem Druck, tief verinnerlichte konservative Rollenbilder zu erfüllen, die sich bis heute auch in der medialen Darstellung von Mannsein zeigen und oft erst mit dem Alter überwunden werden“. Für sie sei Bisexualität schlussendlich ein Geschenk und die Chance, vielfältige Liebe zu genießen.
