Ob Machtspielchen oder der Reiz vertauschter Rollenbilder: Pegging, also „Strap-On-Sex“ zwischen Frau und Mann wird immer beliebter. So gab der Online-Sexshop Lovehoney an, dass 2020 fast 200 Prozent mehr Umschnalldildos verkauft wurden. Doch was macht die Neugier auf diese Sexpraktik aus? Wir verraten es dir in diesem Artikel.
Was ist Pegging eigentlich?
Beim Pegging Sex kommt ein Mann bzw. ein Mensch mit Penis in den Genuss der sexuellen Stimulation durch eine Frau bzw. eine Person ohne Penis.
Wortwörtlich bedeutet Pegging, abgeleitet vom englischen Verb „to peg“, soviel wie „dübeln“ oder „auspflocken“. Beim Pegging wird nämlich ein sogenannter „Strap-On“ getragen, eine Art Hüftgurt mit Dildo oder Vibrator. So kann ER passiven Analsex genießen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass ein Mann, dem Anal Pegging gefällt, bi oder schwul sein muss. „Viele Leute glauben, die gepeggte Person könne gar nicht hetero sein – aber viele heterosexuelle cis Männer, die ich kenne, stehen aufs Pegging. Inklusive meines Freundes“, berichtet eine Pegging-Liebhaberin von ihren Erfahrungen.
Genauso wenig muss der weibliche Part eine Domina oder Femdom sein oder BDSM-Vorlieben hegen, auch wenn Pegging in dem Bereich und der Femdom Community gleichwohl beliebt ist. „Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass peggende Frauen quasi Dominas sind. Dabei kann Pegging auch sehr zärtlich sein“, erzählt eine andere junge Frau online.
Für viele Paare ist Pegging eine Erfahrung, die das gemeinsame Sexleben aufwertet und das gegenseitige Vertrauen vertieft. Der Rollentausch sorgt dafür, dass der männliche Part sich hingeben und damit eine ganz neue Perspektive kennenlernen kann. „Pegging muss nicht total pervers ablaufen, sondern kann für beide auch einfach sehr befriedigend sein“, schwärmt die Frau weiter.
Was macht den Reiz am Pegging aus?
Pegging ist deshalb so reizvoll, weil dem Analsex noch immer etwas Verbotenes und Verdorbenes anhaftet. Er ist verrucht, schmutzig und unartig. Aber verbotene Sachen reizen am meisten, oder?
Dabei eröffnet Analsex Lustgefühle, die man sich vorher kaum hätte vorstellen können. Außerdem bietet Strap-On-Sex zwischen Mann und Frau viele neue Perspektiven:
Dem Leistungsdruck entfliehen
Pegging ist für Männer nicht nur lustvoll, sondern dank des Rollentauschs auch eine Gelegenheit, den sexuellen Erwartungen zu entfliehen, die an sie gestellt werden. Männer „müssen“ immer können, ein langes Stehvermögen aufweisen und den Partner oder die Partnerin zum Orgasmus bringen. Das stresst ungemein.
Beim Pegging kann der männliche Part die Kontrolle und Verantwortung abgeben. Genau das macht den Reiz für Pegging-Liebhaber aus.
Durch Pegging andere Seiten kennenlernen
Stell dir vor, deine Frau oder Freundin wird auf einmal zur Femme Fatal, nimmt die Zügel in die Hand und hat die Kontrolle über dich. Oder dein Freund bzw. Ehemann liegt vor dir und du hast die Kontrolle. Ein Gedanke, der dich reizt? Ganz klar! Denn durch Pegging kann man den Partner oder die Partnerin von einer ganz anderen Seite betrachten, was ungemein sexy ist.
Sexuelle Stimulation neu erleben
Pegging ist für Hetero-Paare eine unglaubliche Erfahrung und Möglichkeit, sexuell neue Grenzen auszutesten und bislang ungekannte Stimulationen zu erfahren. Für den Mann steht dabei im Vordergrund die Reizung der Prostata. Außerdem verlaufen rund um den Anus viele Nerven, auch der Darm ist überaus empfindsam, was zu ungeahnten Orgasmen führen kann.
Für die Frau ist es der optische Reiz und das Machtgefühl. Zuzusehen, wie der eigene Partner sich hingibt und genießt. „Ich glaube, beim Pegging würde ich mich echt mächtig fühlen. Die Vorstellung, mich über einen Typen zu lehnen und ihn in dieser verletzlichen Position zu sehen, gefällt mir“, beschreibt eine Strap-On-Nutzerin online ihre Pegging Fantasien.
Dieser Reiz wird durch die Reibung und den Druck des Dildos auf die Klitoris verstärkt. Es gibt auch Doppeldildos, die beim Pegging vaginal eingeführt werden können. Liebeskugeln oder Auflegevibratoren verschaffen /der Frau die Möglichkeit zu sexuellen Genüssen. Das Gefühl einer neuen Rollendynamik kann ebenfalls sehr erregend sein und der Rollentausch erlaubt beiden, sich ineinander hineinzufühlen.
Pegging Tipps für Anfänger
Du hast Lust, deinen Partner anal zu verwöhnen oder dich von deiner Partnerin peggen zu lassen? Dann haben wir hier einige Tipps für dich, um das „erste Mal“ zum Erfolg zu machen.
Bedürfnis behutsam ansprechen: Fall nicht mit der Tür ins Haus (oder dem Plug in den Po). Sprich deine Lust auf Pegging behutsam an oder taste dich subtil heran. Du kannst ihm beim Blowjob ein wenig am Anus streicheln oder ihre Finger behutsam dorthin leiten.
Hygiene ist das A und O: Geht vor dem Sex duschen und nutzt das als feuchtes Vorspiel. Entleere deinen Darm, eine Darmspülung muss nicht sein, ist aber hilfreich. Wascht euch und das Spielzeug auch hinterher gründlich. Ein Kondom über dem Umschnalldildo spart eine aufwändige Reinigung.
Gegenseitiges Vertrauen: Ihr solltet in eurer Beziehung offen und ehrlich über Sex und eure Bedürfnisse sprechen können. Wenn sich einer von euch mit dem Rollentausch unwohl fühlt, respektiert das und überredet den anderen nicht dazu. Vertrauen ist das Allerwichtigste, denn ihr begebt euch auf neues Terrain und solltet miteinander kommunizieren können – auch beim Sex!
Langsam und vorsichtig vorgehen: Beginnt mit einer entspannenden Öl-Massage, bei der die Finger vom Körper aus langsam zum Po wandern. Streichle den Bereich um Damm und Anus und frage deinen Partner, ob du einen Finger einführen darfst. Später könnt ihr Anal-Plugs, Analketten und schmale Dildos testen, bevor ihr zum eigentlichen Pegging Sex übergeht. Achtet darauf, den Anus vorsichtig zu dehnen. Beim ersten Eindringen keine ruckartigen Bewegungen machen!
Vieeeel Gleitgel benutzen: Der Darm bzw. Anus produziert selbst kein Gleitmittel, wodurch das Eindringen unangenehm bis schmerzhaft werden kann. Also verwendet immer ausreichend Gleitgel und schmiert auch während dem Sex nach. Am besten sind langanhaltende Analgleitgele mit spezieller Formulierung.
Geeignete Pegging Stellungen: Die beliebteste Pegging Position ist wahrscheinlich der Doggy-Style. Sie steht oder kniet hinter ihm und hat so perfekten Zugang zu seinem Po. Er kann sich aber auch in Reiterstellung auf sie setzen und den Dildo nach Belieben aufnehmen. Auch die Missionarsstellung bietet sich an. Sie kniet zwischen seinen Beinen, kann ihm direkt in die Augen sehen und zusätzlich seinen Penis stimulieren.
Welche Risiken birgt Pegging Sex?
Einen Mann anal zu penetrieren, birgt nicht viel mehr Risiken als Analsex generell mit sich bringt. Allen voran gehört dazu die Verletzungsgefahr und damit verbunden Schmerzen, die durch unsensibles Eindringen, zu wenig Gleitgel oder ein fehlendes Warm-up entstehen können. Analsex sollte nicht wehtun, bei Schmerzen also unbedingt stoppen und dann behutsam weitermachen.
Da sich im Darm natürlicherweise viele Bakterien tummeln, solltet ihr auf Hygiene achten. Alles, was mit dem Anus in Berührung war, sollte nicht an Schleimhäute wie Mund oder Vagina kommen.
Wo findet man Kontakte, die Pegging mögen?
Du bist Single und hast Lust auf Pegging? Oder bist du in einer offenen Beziehung oder Ehe und dein Partner oder deine Partnerin hat kein Interesse daran, mit dir zu peggen? Dann trau dich und suche gezielt nach Pegging Kontakten.
Gute Anlaufpunkte für ein Pegging Date sind BDSM und Fetisch Kontaktbörsen, ein Pegging Forum wie von Joyclub oder aber Erotik Clubs und Sex bzw. BDSM Partys. Als passiver Part kannst du auch zu einer Domina gehen, die Pegging anbietet, oder dir ein Escort Girl suchen, das sich darauf einlässt.
Mit Offenheit und Toleranz zu sexueller Zufriedenheit
Strap-On-Sex ist auch dank der Debatte um Gender und Sexualität, die in den letzten Jahren Fahrt aufgenommen hat, kein völliges Tabuthema mehr und wird auch immer öfter in Film und Fernsehen gezeigt. „Es gibt eindeutig eine Verbindung zwischen der wachsenden Beliebtheit von Pegging und der offeneren Debatte rund um Gender und Sexualität“, meint auch Sextherapeutin Gillian Myhill.
Das offene Ausleben und Kommunizieren von Bedürfnissen führt am Ende zur eigenen sexuellen Zufriedenheit und einem harmonischen Sexleben in Beziehungen und Ehen. Also traut euch, auch über geheime Pegging-Wünsche zu sprechen.
