Steffen ist freier Autor und lebt in Köln und Barcelona.…
Wie denkt Deutschland über sexuelle Vielfalt? Diese Frage hat sich das Magazin Lust anlässlich des internationalen Pride Monats gestellt und 1.000 Menschen in einer Queer Support Umfrage repräsentativ befragen lassen. Spoiler: Die Deutschen sind für die „Ehe für Alle“, aber beim Thema Blutspendeverbot uneins.
Ehe für Alle hat große Rückendeckung
Dem Satz „Ich finde es richtig, dass schwule und lesbische Paare heiraten dürfen“ stimmen im Rahmen der Umfrage rund 81% der Befragten zu. Auch die Aussagen „Ich habe kein Problem damit, wenn schwule und lesbische Paare in der Öffentlichkeit Händchen halten / sich küssen“ erzielen insgesamt große Zustimmungswerte (mehr als 85%) in der deutschen Bevölkerung.
Einzig die Anhänger*innen der konservativen Partei Alternative für Deutschland äußern hier größere Vorbehalte – wenngleich sie den Aussagen mehrheitlich ebenfalls zustimmen.
Coming Out ist für die meisten Menschen kein Problem mehr
Während ein Coming Out für viele schwule und lesbische Menschen ein bewegender Schritt in ihrem Leben ist, scheint es innerhalb der eigenen Familie längst kein Tabu mehr zu sein. Drei Viertel der Befragten geben nämlich an, dass sie es unproblematisch finden würden, wenn sich ihr Kind als homo- oder bisexuell outen würde.
Knappe Mehrheit ist pro Blutspendeverbot für bi- und homosexuelle Männer
Was ein Blutspendeverbot für Männer betrifft, die Sex mit anderen Männern haben (sogenannte MSM), ergibt sich jedoch ein deutlich umstritteneres Bild: 52 % der Befragten finden ein Blutspendeverbot richtig, 48% sind dagegen.
Besonders junge Menschen sind gegen ein solches Verbot für MSM, rund 60 % der 18 bis 24-Jährigen lehnen es ab.
59 % möchten Queer-Events besuchen
Anlässlich des Gay Pride Monats Juni wollten die Studienmacher außerdem wissen, wie die Menschen in Deutschland queere Events bewerten – und ob sie selbst ein solches Event besuchen würden.
Das Ergebnis: Rund 72% finden die Durchführung von queeren Events wichtig, um langfristig für mehr gesellschaftliche Akzeptanz der LGBTIQ+ Community zu sorgen. Weiterhin geben rund 59% der Befragten an, auch selbst gerne ein Queer-Event wie den Christopher Street Day besuchen zu wollen.
Was bedeuten die Ergebnisse für die LGBTIQ+ Community?
Insgesamt scheint Deutschland ein sehr queer-freundliches Land zu sein. So schreiben die Studienmacher: „Wir können also festhalten: Die Zustimmung zu queeren Lebensentwürfen ist landesweit und parteiübergreifend groß. Besonders die ‚Ehe für Alle‘ erzielt fünf Jahre nach ihrer Einführung sehr hohe Zustimmungswerte und scheint durch alle Gesellschaftsschichten hinweg akzeptiert zu sein.“
Gleichzeitig geben sie aber – mit Hinblick auf ein Blutspendeverbot für schwule und bisexuelle Männer – zu bedenken: „Zwar werden queere Lebensentwürfe mittlerweile großflächig in Deutschland toleriert und akzeptiert; sie werden aber immer noch nicht überall als wesentlicher Teil des gesamtgesellschaftlichen Lebens wahrgenommen.“ Umso wichtiger, schlussfolgern sie, dass es Monate wie den Gay Pride Month gibt, in welchem die Sichtbarkeit und Akzeptanz der LGBTIQ+-Community nachhaltig gestärkt wird.
Steffen ist freier Autor und lebt in Köln und Barcelona. Er war als Content Marketing Manager und Brand Manager für verschiedene Casual Dating Webseiten tätig und hat ein Buch zum Thema Sexualität veröffentlicht.